ÜBER UNS

Aram, Aramäer, Aramäisch

Um sich über das Volk der Aramäer zu erkundigen und zu informieren, muss man nicht lange suchen. Schlägt man die Bibel auf, wird in ausreichendem Maße, überwiegend im Alten Testament, über die Aramäer und deren Sprache berichtet. Die Wörter Aram, Aramäer und Aramäisch kommen insgesamt 148 Mal in der Bibel vor.

Wer sind die Aramäer?

 Ethnologisch gesehen sind die Aramäer Semiten. Ihre Geschichte blickt 4500 Jahre zurück. Der Name “semitisch“ kommt von Sem. Sem ist der Sohn des Noah und der Name “Aramäer“ stammt von Aram, dem Sohn Sems. Die ursprüngliche Heimat der Aramäer ist Aram-Nahrin (im AT Aram-Naharaim und später Mesopotamien), das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, das sich heute die Staaten Türkei, Syrien, Irak und Libanon teilen. In diesen Staaten lebten und leben heute noch aramäische Christen. Wissenschaftlichen Berichten zufolge ist die ursprüngliche Heimat der Aramäer das obere Zweistromland und der mittlere Euphrat, zu denen auch unsere Heimat Tur-Abdin im Südosten der Türkei gehört.

Im Laufe ihrer langen Geschichte gründeten die Aramäer viele Stadtstaaten und Königreiche und konnten sich durch ihre, in vielen Bereichen hoch entwickelte, Kultur gegenüber größere Völker wie z.B. die Babylonier, Chaldäer oder Assyrer behaupten. Im gesamten Orient, bis hin nach Asien und Indien, dominierten sie den Handel und hatten viel großen Einfluss im gesamten Mittelmeerraum.

Turabdin
(Berg der Diener Gottes)

Den Aramäern gelang es nie, ein vereintes Reich zu bilden, deshalb waren diese Stadtstaaten und Königreiche leicht angreifbar. Im Laufe der Jahrhunderte, genauer ab dem 7. Jahrhundert n. Chr., drangen die Kurden und Araber, später dann im 11. Jahrhundert n. Chr. die Osmanen (d. h. die heutigen Türken) in das Land der Aramäer ein und gründeten eigene Staaten. Diese massive Einwanderung drängte die Aramäer zurück. Seitdem sie das Christentum annahmen und verbreiteten, wurden die Aramäer aufgrund ihres christlichen Glaubens ständig verfolgt und aus Ihrer Heimat vertrieben.

Aramäisch – Die Sprache der Aramäer -Die Muttersprache von Jesus Christus

Aramäisch, das zu den semitischen Sprachen gehört, ist seit mehr als 4000 Jahren schriftlich bezeugt. Es ist die berühmteste Sprache der Völker aus Mesopotamien und gehört zu den Ur-Sprachen, den ersten Sprachen des Christentums. Aramäisch erhielt über die Jahrhunderte hinweg große Bedeutung und brachte eine umfangreiche Literatur hervor. 

Der Siegeszug des Aramäischen ist unweigerlich verbunden mit dem Absterben aller älteren semitischen Sprachen,sodass es heute die älteste, noch gesprochene, semitische Sprache ist. Allerdings beschränkt sich das heute noch gesprochene Aramäisch auf einige Sprachinseln in der Türkei, im Irak, in Persien und in Syrien. Arabisch, ein Dialekt des Aramäischen, das mit der Verbreitung des Islams die vorherrschende Sprache des vorderen Orients wurde, beendete die Stellung des Aramäischen als weiträumige Umgangssprache. Ebenso erlangte Aramäisch noch größere Bedeutung durch die Bibelübersetzung im zweiten Jahrhundert n. Chr., da es die Schriftsprache der christianisierten Aramäer im ganzen Orient wurde. Darum nutzten Jesus Christus und seine Jünger die aramäische Sprache im Umgang miteinander.

Christianisierung der Aramäer

Die Aramäer von Aram-Nahrin (Mesopotamien) nahmen bereits sehr früh das Christentum an, als es in den ersten Jahrhunderten noch in seinen Kinderschuhen steckte. Von Antiochien aus verbreitete sich der christliche Glaube zunächst hin zur zweitgrößten Provinzhauptstadt Edessa (Urhoi im Südosten der Türkei), so genannte „Wiege“ und bedeutendes Kulturzentrum der Aramäer. Der Tur-Abdin, Beth-Zabdai und Umgebung, schloss sich dem Christentum, nach Überlieferung durch die Kirchenväter, wegen des Apostels Adai (Thaddäus) und seines Schülers Agai an.

 

Die Aramäer in Deutschland

Die ersten Aramäer in Leimen kamen bereits in den 1960er Jahren als Gastarbeiter aus dem Tur Abdin, übersetzt Berg der Knechte Gottes, (Gebirge  im Südosten der heutigen Türkei, angrenzend zur syrischen und irakischen Grenze).  Obwohl sie teilweise Berufe besaßen, die sie in ihrer Heimat erlernt hatten, wie z.B. Schneider, Messerschärfer, Arbeiter in der Landwirtschaft  (Schafzucht, Wein-, Honig- und Sirup-Produktion) waren fast ausschließlich – mangels Sprachkenntnisse- als einfache Arbeiter, u.a. bei Heidelberger Zement und Eternit in Leimen tätig.

Zu diesem Zeitpunkt bestand die Gemeinde in Leimen nur aus sehr wenigen Familien, bzw.  einzelnen Personen, da man nicht wusste, worauf man sich in der Fremde einließ, und eine Rückkehr in die Heimat stets nur eine Frage der Zeit war. In den darauffolgenden Jahrzehnten jedoch, insbesondere in den 1970er bis in die  späten 1980er Jahre  kamen weitere Familienangehörige (z.B. Ehefrauen und Kinder)  und Bekannte hinzu und die Gemeinde blühte regelrecht auf und wuchs ständig.

So wurde im Laufe der Jahrzehnte aus den einzelnen Familien und Personen eine heute große, rund 120 Familien zählende Gemeinde, deren Mitglieder sich  insbesondere aus den Dörfern Mzizah, Binkelbe, sowie den Städten Midyat und  Kamischli (Syrien), u. a. zusammensetzen.

Die Gemeinde entwickelt sich stets weiter und wird von gegenseitigem Respekt und Zusammenhalt getragen. Sie bekennt sich zu ihren Wurzeln und Traditionen, ohne den Blick in die Zukunft aus den Augen zu verlieren. Seelsorgerisch wird sie vom hauptamtlichen Gemeindepfarrer Aziz Can betreut, der 1996 vom Patriarchat der Syrisch-orthodoxen Kirche,  Patriarch Moran Mor Ignatius Afrem II. in der Herz-Jesu-Kirche in Leimen zum Priester geweiht wurde.

Die Interessen und Präsenz der Gemeinde  in der Öffentlichkeit werden in enger und harmonischer Zusammenarbeit  von der „Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien in Leimen e.V. sowie vom „Aramäischen Kultur- und Sportverein Leimen e.V.“ getragen und vertreten.  Im Fokus hierbei stehen:

- Die Glaubensausübung

- Förderung der aramäischen Sprache in Wort und Schrift

- Betreuung und Förderung der Kinder und Jugendlichen

- Zusammenarbeit mit deutschen Organisationen, z.B. Ökumene

- Karitativen Aktivitäten

- Förderung von Kultur und Sport sowie Kontaktpflege zu anderen Syrisch-orthodoxen  Vereinen

- Teilnahme an städtischen Veranstaltungen und u.v.m.

Der Kirchenrat der syrisch-orthodoxen Kirche und der Vereinsvorstand des aramäischen Kultur- und Sportvereins sind bestrebt, Traditionen  und christliche Werte vorzuleben und fortzuführen, sowie den syrisch-orthodoxen Glauben hochzuhalten. Für die Erhaltung dieser Werte haben sich die Kirche und der Verein in den vergangenen Jahrzehnten eingesetzt und sind bestrebt, diese auch in Zukunft aufrecht zu erhalten.

Für weitere Informationen kontaktieren Sie Lahdo Can unter folgender E-Mail-Adresse:

lahdocan@hotmail.de