Die Aramäer, oder die eine Sprachgruppe der West-Aramäer sprechen einen aramäischen Dialekt, genannt Turoyo. Turoyo wird nur gesprochen, nicht aber geschrieben. In der Liturgie wird das Alt-Aramäische verwendet, dass Kthobonoyo. Die West-Aramäische Sprache wird «Kthobonoyo» d. h. «Buchsprache oder Hochsprache» genannt. Diese Sprache ist zugleich das Erbe des aramäischen Volkes, das bis heute seine Muttersprache ist; Aramäisch war ebenfalls die Muttersprache Jesu Christi in Galiläa. Weitere Zeugen dieser Sprache sind die Inschriften und Fragmente aus Papyrus und Pergament in den großen Museen und Bibliotheken der Welt. Selbst die Peshitto oder auch die Geschriebene genannt, ist auf Kthobonoyo abgefasst, denn sie bezieht sich auf dieses Buch, nämlich die Westaramäische Bibel, mit der Serto Schriftart.
Siehe hierzu: Eugen Prym und Albert Socin, Der neuaramäische Dialekt des Tur-Abdin, Göttingen 1881; Hellmut Ritter, Die Volkssprache der syrischen Christen des Tur-Abdin. Beirut 1967; Otto Jastrow, Lehrbuch der Turoyosprache… Adolf Siegel, Laut- und Formenlehre des neuaramäischen Dialekts des Tur-Abdin (= Beiträge zur semitischen Philologie und Linguistik, hrsg. von G. Bergsträsser, Heft 2), Hannover 1923, Arthur Ungnad, Syrische Grammatik mit Übungsbuch, Georg Olms Verlag, ISBN: 3-287-09635-8
Die Sprache Jesu
Das Aramäische: Die in der Literatur übliche Benennung „Aramäisch“ geht auf die Selbstbezeichnung der Aramäer zurück. Das Aramäische ist eine Nordwest-Semitische Sprache, ursprünglich der semitische Dialekt der aramäischen Stämme, die um 1200 v. Chr. in das syrisch-palästinische Kulturland eindrangen und dort verschiedene Staaten gründeten. Die drittälteste noch gesprochene Sprache ist das Aramäische. Die zur semitischen Sprachfamilie gehörende aramäische Sprache ist eng mit Hebräisch und Arabisch verwandt. Die ältesten Zeugnisse von ihr reichen bis ins zweite Jahrtausend v. Chr. Mit 3.000 Jahren ist Aramäisch somit nach Chinesisch und Griechisch die älteste noch gesprochene Sprache der Welt. Die Bedeutung der aramäischen Sprache liegt weniger in der heutigen Zeit als im Altertum. Bereits am Anfang des ersten Jahrtausends verdrängte sie alle Sprachen in Mesopotamien. Von den tüchtigen aramäischen Kaufleuten über den gesamten Orient verbreitet, entwickelte sich diese Sprache innerhalb einiger Jahrhunderte zu wichtigsten Sprache des Nahen Ostens. Aramäisch war im vorchristlichen Jahrtausend Weltsprache. Sie war Reichssprache in Ägypten, Persien und anderen mächtigen Imperien früher Hochkulturen. Die aramäische Sprache revolutionierte die Schriften. Große Teile des Alten sowie des Neuen Testaments sind in Aramäisch geschrieben worden.
Das Aramäische ist zunächst in Syrien nachweisbar, breitete es sich nach und nach über den ganzen Vorderen Orient und weiter nach Osten aus. Bereits in assyrischer Zeit war es eine internationale Sprache. Der Brauch der Assyrer, sich mittels des Aramäischen mit anderssprachigen Untertanen zu verständigen, wurde von den Achämiden aufgenommen und das Reichs-Aramäische zur offiziellen Sprache der Kanzlei der Perserkönige gemacht. Es stellt eine weiterentwickelte und verselbständigte Form des ältesten Aramäischen dar. Als Kanzleisprache hat es einen fossilen Rest in den Idiogrammen des Pehlewi hinterlassen. Die aramäisch geschriebenen Stücke des AT bieten ebenfalls dieses Idiom. In seiner Art schließt sich das sog. West-Aramäische am nächsten an die Formen des Reichs-Aramäischen an:
Das Nabatäisch-Aramäische, die aramäische Schriftsprache eines arabischen Staates, der mit dem Zentrum in Petra wirtschaftlich für den Weg nach Arabien wichtig und vom 4. Jh.v.Chr. bis über die Zeit seiner Eroberung durch die Roemer (106 n. Chr.) hinaus bedeutsam war.
Das Palmyrenisch-Aramäische, das ebenfalls in einer Karawanenstadt geschrieben, wohl auch gesprochen wurde, die Petra den Rang ablief.
Das Jüdisch-Palästinensische Aramäisch ist das Idiom, das das Hebräische als gesprochene Sprache verdrängt hat. Es war die Sprache Jesu („Galiläisch-Aramäisch“; in sie übersetzte man im Gottesdienst die hl. Schriften; in ihr überlieferte man die aramäischen Teile des jerusalemischen Talmuds.
Das Samaritanisch-Aramäische: Die Absonderung Samarias in religiöser und politischer Hinsicht erklärt die Entstehung eines solchen gesonderten Idioms.
Das Christlich-Palästinensische ist die Sprache der Melkiten in Palästina; sie wurde außer in Nordpalästina auch in Teilen des Ostjordanlandes gebraucht.
Das Neuwest-Aramäische: In einigen Dörfern des Antilibanon, in Malula, Bacha und Dschubb Adin hat sich das Aramäische des westlichen Typus bis in die Gegenwart erhalten.
Das Aramäische des Zweistromlandes wird unter der Bezeichnung Ost-Aramäisch zusammengefasst. Es umfasst:
- Das Aramäische des babylonischen Talmuds
- Das Mandäische, die Sprache einer religiösen Sekte, die sich am Schatt Al Arab und in Chusestan bis heute erhalten hat.
- Das Syrische (in Ost- und Westsyrisch), die Sprache des Staatskanzlei von Edessa, der Residenz der Könige der Osrhoene.
Das Aramäische wird im Anschluss an die griechische Benennung der Aramäer „Syrisch“ genannt. Mit dem Begriff „Syrer“ bezeichneten die Griechen, seitdem sie Asien näher kennen lernten, die Nation, welche sich selbst „Aramäer“ nannte. Das Syrische wird von den syrischen Kirchenvätern und den Orientalisten die „Edessenische“ oder „die Mesopotamische“ Sprache genannt; sie wird auch als „Aramäisch“ bezeichnet, obwohl in christlicher Zeit der Name der Aramäer eher gemieden wird, da dieser oft so viel wie „Heiden“ bedeutete (Nöldeke, Th.). Das Syrische im engeren Sinne, der Dialekt von Edessa, scheint den Aramäischen Dialekten der Tigrisländer etwas näher gestanden zu haben als denen des mittleren Syriens und Palästinas. In Edessa wurde dieser Dialekt sicher schon lange vor Einführung des Christentums als Schriftsprache verwandt. Besondere Wichtigkeit erlangte er aber, seit die Bibel in ihn übersetzt war (wahrscheinlich schon im 2. Jh.) und Edessa immer mehr die Hauptstadt der rein aramäischen Christenheit wurde. Mit dem Christentum drang die Sprache von Edessa auch ins persische Reich. Schon im 4. Jh. diente sie, die nunmehr „Syrische“ schlichtweg, den christlichen Aramäern am Tigris als Schriftsprache.
Die Blütezeit des Syrischen reicht bis ins 7. Jh. Die Syrer (Aramäer) gehörten damals dem römischen, teils dem persischen Reiche an. Dazu kamen die kirchlichen Spaltungen, namentlich durch die unseligen christologischen Auseinandersetzungen. Die persischen Syrer entschieden sich meistens für die nestorianische, die römischen für die orthodoxe Lehre. Diese kirchliche Spaltung verhinderte die gleichmäßige Ausbildung der syrischen Schriftsprache, die in zwei Dialekten, dem östlichen und westlichen, vorliegt. Die Eroberung der aramäischen Länder durch die Araber brachte der herrschenden Stellung des Syrischen ein jähes Ende. Zwar blieb es in Edessa noch einige Zeit lebendig, und in abgelegenen Gegenden erhielten sich aramäische Dialekte lange, teilweise sogar bis auf den heutigen Tag, aber das Syrische verlor rasch seine Stellung als Umgangssprache der Gebildeten in weiten Ländern.
Die älteste syrische Schrift ist Estrangelâ. Daraus entwickelte sich die der östlichen Syrer (Nestorianer, Chaldäer) und die der westlichen Syrer (Orthodoxe, Maroniten und Katholiken), die als Sertô bezeichnet wird.
Siehe hierzu: Carl Brockelmann, Syrische Grammatik, Leipzig 1938; Theodor Nöldeke, syrische Grammatik. 2. verbindliche Aufl. Leipzig 1898; Stanislav Segert, Altaramäische Grammatik mit Biographie, Chrestomathie und Glossar, Leipzig 1986.